Fischereiverbot im Barrier Reef bringt rasante Bestandserholung

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Biologie
  • Lesedauer:4 min Lesezeit

In Schutzgebieten mit vollständigem Fischereiverbot können sich überfischte Bestände offenbar in kürzester Zeit erholen. Das legt ein aktueller Bericht des Australien Institute of Marine Science (AIMS) http://www.aims.gov.au nahe. Wissenschaftler um den Meeresbiologen Garry Russ von der James Cook University http://www.jcu.edu.au hatten die Populationen verschiedener Korallenbarscharten in den Schutzzonen des Riffs zwischen den Jahren 2004 und 2006 untersucht. Dabei zeigte sich, dass bereits in diesem kurzen Zeitraum die Stärke der Fischpopulationen um 31 bis 75 Prozent zugenommen hat.  Im Jahr 2004 wurde das Gebiet des mit einem strikten Fischereiverbot belegten Great Barrier Reef Marine Park auf rund ein Drittel der Gesamtfläche des Riffs ausgeweitet. So entstand das größte weltgrößte Netzwerk mariner Schutzzonen (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=031203046 ). Aufgrund der kurzen Zeitspanne zeigten sich die Wissenschaftler ob des schnellen Aufschwungs auch einigermaßen erstaunt. „Wir waren angenehm überrascht von der Geschwindigkeit, mit der sich die Korallenbarschpopulationen erholt haben – und auch von dem Ausmaß und der Einheitlichkeit der Reaktion“, sagt Studienleiter Russ. An küstennahen Riffen sei die Dichte der Fischbestände um bis zu 75 Prozent gestiegen und auch in weiter von der Küste entfernt liegenden Riffen habe sich ein ähnlich positiver Trend gezeigt. In Riffregionen, die der Fischerei weiterhin zugänglich waren, waren hingegen kaum oder keine Bestandsmehrungen feststellbar. Die Forscher führen dies aber eher auf gefallene Sterblichkeitsraten innerhalb der Reservate als auf zunehmende Fischerei außerhalb der Schutzzonen zurück.

„Die Resultate sind ziemlich überzeugend, denn wir haben ein großes Areal untersucht – 56 Riffe, die sich auf über 1.000 Kilometer von Cairns im Norden bis zu den Capricorn-Bunker-Inseln im Süden verteilen“, mein Peter Doherty, Forschungsleiter am AIMS. „Unsere Forschungsergebnisse sind ein ermutigender Beweis dafür, dass riskante politische Schritte, um ein solches Ökosystem zu erhalten, durchaus erfolgreich sein können“, fügt Russ an.

„Es ist wichtig, dass solche Kerngebiete mit eingeschränkter Fischerei- und Tourismusaktivität eingerichtet werden“, meint auch WWF-Meeresexperte Christian Neuman im Gespräch mit pressetext. „Denn man sieht, dass die No-go-Areas diese Erholungseffekte haben und auch eine Wirkung nach außen erreicht werden kann.“ Zwar sei die Ausweitung der Reservate im Barrier Reef ein vorbildlicher Prozess, global gesehen sei die Aktivität in diesem Punkt jedoch enorm ausbaufähig. „Nur ein halbes Prozent der Meere werden als Schutzgebiete ausgewiesen. Dabei ist allerdings noch fraglich, wie das Management erfolgt und welche Bestimmungen gelten“, erklärt Neumann. Bei manchen der Reservate handle es sich schlicht auch um „paper parks“, also solche, die nur auf dem Papier existieren. „Das international gesetzte Ziel sind zehn Prozent Schutzgebiete. Eigentlich sollte diese Vorgabe bis 2012 erreicht sein. Wenn aber mit dem gleichen Tempo wie in den vergangenen zehn Jahren daran gearbeitet wird, wird das erst in 50 Jahren der Fall sein“, so Neumann abschließend.

Quelle: pressetext.austria‘