Exakte Hochwasser-Prognosen gibt es nicht

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Erforschung der beteiligten Umweltfaktoren noch lückenhaft
Schwere Regenfälle versetzen diese Tage Österreich und Bayern durch Hochwasserwarnungen in Alarmbereitschaft. Trotz Fortschritt der Technik kann das Abfließen von Hochwasser bisher nur begrenzt aus Niederschlagsvorhersagen berechnet werden. Günter Blöschl, Leiter der Abteilung Ingenieurhydrologie der TU Wien http://www.hydro.tuwien.ac.at, untersucht die wissenschaftlichen Grundlagen von Hochwasserprozessen. Sein Forschungsprojekt http://www.waterresources.at entwickelt Niederschlags-Abflussmodelle, die in der Bekämpfung von Hochwasser umgesetzt werden sollen.
„Wie ein Hochwasser entsteht, ist eine sehr komplexe Frage, die selbst innerhalb einer Region kaum auf einen einzigen Grund zurückgeführt werden kann. Große Bedeutung hat jedoch meist die Niederschlagsmenge“, so der Wiener Hydrologe gegenüber pressetext. Entscheidend sei weiters, wie viel Wasser der jeweilige Boden in welcher Geschwindigkeit aufnehmen kann, wie sich Grundwasserspiegel, Bodenfeuchte oder Verdunstung verhalten oder in welcher Jahreszeit man sich befindet. „Zum Glück gibt es im Dezember kaum Niederschläge, da Hochwasser im Schnee sehr unangenehm sein können“, so Blöschl. Die Vielzahl der Faktoren sind der Grund, warum es bisher noch immer kaum exakte Hochwasservorhersagen gibt.

Entsprechend den regional verschiedenen Niederschlagsmengen sind bestimmte Gebiete als Hochwasserregionen prädestiniert, erklärt der Hochwasserexperte. In den deutschsprachigen Ländern sei das Risiko für Hochwasser sehr unterschiedlich. „Besonders am Alpennordrand kommt es häufig zu starken Niederschlägen, sowie auch im sächsischem Erzgebiet. Dort, wo das Wasser aus den Gebirgsbächen fließt – in den Tälern wie auch im Flachland – sind Hochwasser am wahrscheinlichsten. Da im Flachland die Verbauung dichter ist, steigt hier trotz geringeren Regenmengen die Überflutungsgefahr.“

Die Möglichkeiten des Menschen, auf den Hochwasserspiegel Einfluss zu nehmen, sind zahlreich. „Es beginnt bei der Wildbach- und Lawinenverbauung, die das Versickern des Wassers schon am Berg fördern. Zu den Maßnahmen im Flachland gehören Dämme, Rückhaltebecken sowie Polder, wobei unbebaute Flächen wie etwa Äcker geflutet werden. Wasser kann somit vorübergehend gespeichert werden, was die Flutwelle reduziert.“ Mehr als wenige Dezimeter könne man den Wasserstand bei großen Flüssen wie der Donau jedoch nicht senken, gibt Blöschl zu bedenken.

Extreme Wetterereignisse sieht man heute als eine der Formen, in denen sich der Klimawandel zeigt. Den Klimawandel dürfe man deshalb jedoch nicht gleich als Ursache für Hochwasser ansehen, so Blöschl. „Bisher verstehen wir die hydrologischen Systeme noch nicht ausreichend, um derartige Rückschlüsse ziehen zu können.“ Große Hochwasser habe es in der Geschichte der Menschheit immer gegeben. Es bestehe allerdings die theoretische Möglichkeit, dass klimatische Veränderungen zumindest zum Teil an Hochwasserereignissen beteiligt seien, so der Wiener Wassertechniker.