Das Petermännchen: Man muss es kennen, um es zu meiden

Das Petermännchen: Man muss es kennen, um es zu meiden
(aus dem Buch Animali marini pericolosi (Gefährliche Meereslebewesen) von Prof. Ferruccio Chiesa, IRECO, 2002, Seite 104-106)

aus dem aktuellen Diver Alert, dem Magazin der DAN Europe Foundation

„Petermännchen gehören zu den Osteichthyes der Trachinidae-Familie. Mit einer durchschnittlichen Größe von 20 bis 50 cm sind sie im gemäßigten und kalten Wasser des Mittelmeers, des Nordatlantiks und der Nordsee weit verbreitet. Es handelt sich dabei um die giftigsten Fische in diesen Meeresbereichen. Eine der häufigsten und bevölkerungsreichsten Arten ist das gefleckte Petermännchen (Trachinus araneus), das nur im Mittelmeer auftritt.

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Petermännchen bewohnen gewöhnlich flache, sandige Meeresböden. Sie liegen meist halb begraben im Sand oder Schlamm, nur der Kopf sichtbar, und lauern auf Beute. Sie sind oft sehr aggressiv, was ihnen den altsächsischen Namen „Viper der See” einbrachte.
Petermännchen sind zwar sehr gute Speisefische, müssen aber äußerst umsichtig gehandhabt werden, da sie zwischen fünf und sieben Rückenstacheln und einen ebenso giftigen Stachel auf dem Kiemendeckel, beidseitig neben den Kiemenöffnungen haben. Die aufrecht stehende Rückflosse dient auch als hervorragende Verteidigungswaffe gegen Tritte oder andere Jäger.

Petermännchen nutzen ihren Giftapparat, um Beute oder Fische, die sich in ihr Territorium begeben, anzugreifen. Taucher haben von Angriffen durch Petermännchen berichtet, nachdem sie sich etwas zu nah an ihr Versteck gewagt hatten.
Die Wirkung des Giftes ist hämolytisch und neurotoxisch. Das klinische Hauptsymptom sind Schmerzen: unmittelbare, brennende Schmerzen, die sich schnell von der Einstichstelle – gewöhnlich eines der unteren Gliedmaßen – ausbreiten, bis hin zum Ansatz der Gliedmaßen.

Der Schmerzhöhepunkt ist nach etwa 20-30 Minuten erreicht und kann in manchen Fällen länger als 24 Stunden andauern, manchmal sogar mehrere Tage, wenn auch in abgeschwächter Form. Die anfängliche Intensität des Schmerzes und das plötzliche Einsetzen können Delirium und kurze Ohnmachtsanfälle auslösen, was für Schwimmer und Taucher das Risiko des Ertrinkens birgt. Örtlich erhältliche Anästhetika und Analgetika sind gewöhnlich nicht sehr effektiv – es ist sinnvoller, den gestochenen Körperteil sofort in sehr heißes Wasser zu legen (so heiß wie es gerade noch erträglich ist). Im Handel existiert kein spezielles Gegengift, deshalb ist die einzige Option eine symptomatische und angemessene Behandlung, je nach Fall an die Bedürfnisse des Opfers angepasst. Die Behandlung mit Antibiotika und Tetanusimpfungen ist unerlässlich.“